Verein
IG Kulturerbe alte Spinnerei
alte Spinnerei 1
5210 Windisch
Schweiz
IG Kulturerbe alte Spinnerei
alte Spinnerei 1
5210 Windisch
Pressemeldung, 8. November 2024
Kein Ersatzneubau – Rettung der klassischen Fritz-Pulfer-Brücke
Die Spinnereibrücke in Windisch ist hochwassersicher!
Großandrang bei der IG Kulturerbe alte Spinnerei – Unterwindisch will wissen, wie innovativer Baustoff und aktuelle Ingenieurskunst die frühmoderne Stampfbetonbrücke von Fritz Pulfer über die Reuss, einen der industriehistorischen Schätze des Kantons Aargau, instandsetzen können. Zu einem Viertel der Kosten, einem Achtel der Umweltbelastung und mit der Lebensdauer eines Neubaus.
Nach Robert Kühnis’ patenter Führung über die Spinnereibrücke und ins Reich von Heinrich Kunz sprachen Jasmin Morgan, Präsidentin der IG Kulturerbe alte Spinnerei – Gastgeberin im Rahmen der Hellen Nacht, zusammen mit der Schweizerischen Gesellschaft für Technikgeschichte und Industriekultur (SGTI) –, zu Leben und Werk von Fritz Pulfer, der Tragwerkplaner dipl. Ing. ETH Thomas Ekwall zur Statik der über hundertjährigen Brücke, dipl. Ing. ETH Edgar Kälin zur Instandsetzung im Vergleich mit der bauähnlichen und gleichalten Neumühlebrücke in Lauperswil und Prof. Dr. dipl. Ing. ETH Eugen Brühwiler zu den vielen Beispielen geglückten Erhalts alter Brücken in seiner 40jährigen Erfahrung.
Nach fast drei Stunden, die vergingen wie im Fluge, wußte jeder im Saal – die Instandsetzung der Spinnereibrücke ist machbar, kostet viel weniger, geht viel schneller, schont das Klima und rettet Windischs Ruf als Schlüsselort der Schweizer Industriegeschichte. Oder, wie Prof. Dr. Eugen Brühwiler zusammenfaßte:
Der Abbruch ist aus technischer Sicht unnötig, aus wirtschaftlicher Sicht unverhältnismäßig
und aus baukultureller Sicht nicht verantwortbar.
Die Fragen des Publikums zielten – mit dem Neuwissen, daß sich die Spinnereibrücke gesichert auf sehr lange Sicht ertüchtigen läßt – auf das Thema Hochwasser. Wie die Meßdaten unserer Fachleute und die Bilder der extremen Wasserflut von 2005 zeigen, hat die Spinnereibrücke einen Durchflußquerschnitt, der ein 100jährliches Hochwasser schlucken kann. Das ist exakt die gleiche Vorgabe, die der geplante – drei bis viermal teurere – Ersatzneubau erfüllen muß.
Die Vorträge von Jasmin Morgan, Thomas Ekwall, Edgar Kälin und Prof. Dr. Eugen Brühwiler sowie das 70seitige Argumentarium zur Einwendung der IG Kulturerbe alte Spinnerei für den Erhalt der Spinnereibrücke von Fritz Pulfer sind jetzt online bei www.alte-spinnerei.ch greifbar.
Kulturerbe Spinnereibrücke – Argumentarium
Jasmin Morgan
Präsidentin
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Pressemeldung, 21. Oktober 2024
Ersatzneubau Spinnereibrücke Windisch
Rettung der klassischen Fritz-Pulfer-Brücke
Wir – neun Anwohner der alten Spinnerei 1, anwaltlich vertreten durch Prof. Dr. Martin Killias, Präsident Schweizer Heimatschutz – erhoben heute Einwendung gegen den geplanten Abriß und Neubau der Spinnereibrücke in Windisch.
Die über hundert Jahre alte Brücke des Ingenieurs Fritz Pulfer (1875-1932) – fast niemand im Aargau kennt den Erbauer dieses Juwels – zwischen Windisch und Gebenstorf ist ein frühmoderner Pionierbau in eisenbewehrtem Stampfbeton und von großer Seltenheit. Sie soll einem massiven, breitbeinigen Stahlbau weichen.
Wir sind als Verein IG Kulturerbe alte Spinnerei organisiert und setzen uns für die sorgfältige Instandsetzung dieses historischen Ingenieurschatzes ein – wir retten so, mit Unterstützung der Baumexpertin Antje Lichtenauer, zugleich die 180jährige Roßkastanienallee an der Reuss, die dem Neubau weichen müßte.
Gutachten von Fachleuten wie Prof. Dr. dipl. Bauing. Eugen Brühwiler, Tragwerkplaner dipl. Ing. Thomas Ekwall, beide ETH Lausanne, dipl. Ing. ETH Harry Fehlmann, Bänziger Partner AG, Prof. Dr. des. Numa Bertola, Universität Luxemburg, der erfahrene Restaurator Martin Hüppi und Brückenbauer dipl. Ing. ETH Edgar Kälin, der zur Zeit die Instandsetzung der bauähnlichen und gleichalten Neumühlebrücke in Lauperswil leitet, belegen, daß alle Gründe für die wertschätzende, nachhaltige Instandsetzung und gegen den Neubau sprechen.
Die Instandsetzung kostet ein Viertel des Neubaus und verursacht ein Achtel CO₂-Ausstoß. 246 Tonnen CO₂ werden gespart – das entspricht dem Verbrauch von 2.5 Millionen Autokilometern. Wer kann hier dagegen sein? Die Bauzeit der Instandstellung dauert ein Viertel des Neubaus und sorgt für nur kurze Brückensperrung.
Die IG Kulturerbe alte Spinnerei ließ die Brücke an 88 Punkten vermessen und das Tragwerk aufwendig berechnen – die Statik hat sich seit 1916 nicht meßbar verändert und ist völlig intakt. Die Hochwassermodellierung der Risikoingenieure belegt, daß die Spinnereibrücke einem Jahrhunderthochwasser standhält – selbst wenn alle Zufahrten unter Wasser ständen. Die Instandsetzung mit dem modernen Baustoff UHFB garantiert eine Lebenszeit, die einem Neubau gleichkommt.
Die Spinnereibrücke – mitten in einer Sinfonie von geschützten Industrie-, Kultur-, Natur- und Flußlandschaftdenkmälern von nationaler Bedeutung in einem bundesrechtlich inventarisierten BLN-Gebiet – ist als einziges Objekt auf dem Areal der ehemaligen Spinnerei Kunz in Windisch mit seiner frühklassizistischen Architektur und dem einzigartigen Doppelstreichwehr nicht geschützt – ein grober Fehler und ein Versäumnis des Schutzinventars! Wir belegen in unserem Argumentarium, daß dies korrigiert werden muß.
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Wir stehen gern für einen Gedankenaustausch zur Verfügung und sprechen über unser Argumentarium und die dreizehn Fachgutachten. Das Argumentarium Kulturerbe Spinnereibrücke kann als Broschüre postalisch oder in Abholung gereicht werden.
Anläßlich der 5. Hellen Nacht der Industriewelt Aargau am 2. November sprechen Dr. Eugen Brühwiler, Edgar Kälin und Jasmin Morgan, die Präsidentin der IG Kulturerbe alte Spinnerei, über die Spinnereibrücke und ihren genialen Ingenieur, Fritz Pulfer. Dieses Colloquium zur frühen Schweizer Brückeningenieurskunst ist eine Veranstaltung der Schweizerische Gesellschaft für Technikgeschichte und Industriekultur SGTI und der IG Kulturerbe alte Spinnerei.
Samstag, 2. November 2024, 18’30 Uhr
Kunzwerk, Unterwindisch
www.industrieweltaargau.ch/helle-nacht
Jasmin Morgan
Präsidentin