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Windisch, 21. Oktober 2024
Pressemeldung
Ersatzneubau Spinnereibrücke Windisch
Rettung der klassischen Fritz-Pulfer-Brücke
Wir – neun Anwohner der alten Spinnerei 1, anwaltlich vertreten durch Prof. Dr. Martin Killias, Präsident Schweizer Heimatschutz – erhoben heute Einwendung gegen den geplanten Abriß und Neubau der Spinnereibrücke in Windisch.
Die über hundert Jahre alte Brücke des Ingenieurs Fritz Pulfer (1875-1932) – fast niemand im Aargau kennt den Erbauer dieses Juwels – zwischen Windisch und Gebenstorf ist ein frühmoderner Pionierbau in eisenbewehrtem Stampfbeton und von großer Seltenheit. Sie soll einem massiven, breitbeinigen Stahlbau weichen.
Wir sind als Verein IG Kulturerbe alte Spinnerei organisiert und setzen uns für die sorgfältige Instandsetzung dieses historischen Ingenieurschatzes ein – wir retten so, mit Unterstützung der Baumexpertin Antje Lichtenauer, zugleich die 180jährige Roßkastanienallee an der Reuss, die dem Neubau weichen müßte.
Gutachten von Fachleuten wie Prof. Dr. dipl. Bauing. Eugen Brühwiler, Tragwerkplaner dipl. Ing. Thomas Ekwall, beide ETH Lausanne, dipl. Ing. ETH Harry Fehlmann, Bänziger Partner AG, Prof. Dr. des. Numa Bertola, Universität Luxemburg, der erfahrene Restaurator Martin Hüppi und Brückenbauer dipl. Ing. ETH Edgar Kälin, der zur Zeit die Instandsetzung der bauähnlichen und gleichalten Neumühlebrücke in Lauperswil leitet, belegen, daß alle Gründe für die wertschätzende, nachhaltige Instandsetzung und gegen den Neubau sprechen.
Die Instandsetzung kostet ein Viertel des Neubaus und verursacht ein Achtel CO₂-Ausstoß. 246 Tonnen CO₂ werden gespart – das entspricht dem Verbrauch von 2.5 Millionen Autokilometern. Wer kann hier dagegen sein? Die Bauzeit der Instandstellung dauert ein Viertel des Neubaus und sorgt für nur kurze Brückensperrung.
Die IG Kulturerbe alte Spinnerei ließ die Brücke an 88 Punkten vermessen und das Tragwerk aufwendig berechnen – die Statik hat sich seit 1916 nicht meßbar verändert und ist völlig intakt. Die Hochwassermodellierung der Risikoingenieure belegt, daß die Spinnereibrücke einem Jahrhunderthochwasser standhält – selbst wenn alle Zufahrten unter Wasser ständen. Die Instandsetzung mit dem modernen Baustoff UHFB garantiert eine Lebenszeit, die einem Neubau gleichkommt.
Die Spinnereibrücke – mitten in einer Sinfonie von geschützten Industrie-, Kultur-, Natur- und Flußlandschaftdenkmälern von nationaler Bedeutung in einem bundesrechtlich inventarisierten BLN-Gebiet – ist als einziges Objekt auf dem Areal der ehemaligen Spinnerei Kunz in Windisch mit seiner frühklassizistischen Architektur und dem einzigartigen Doppelstreichwehr nicht geschützt – ein grober Fehler und ein Versäumnis des Schutzinventars! Wir belegen in unserem Argumentarium, daß dies korrigiert werden muß.
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Wir stehen gern für einen Gedankenaustausch zur Verfügung und sprechen über unser Argumentarium und die dreizehn Fachgutachten. Das Argumentarium Kulturerbe Spinnereibrücke kann als Broschüre postalisch oder in Abholung gereicht werden.
Anläßlich der 5. Hellen Nacht der Industriewelt Aargau am 2. November sprechen Dr. Eugen Brühwiler, Edgar Kälin und Jasmin Morgan, die Präsidentin der IG Kulturerbe alte Spinnerei, über die Spinnereibrücke und ihren genialen Ingenieur, Fritz Pulfer. Dieses Colloquium zur frühen Schweizer Brückeningenieurskunst ist eine Veranstaltung der Schweizerische Gesellschaft für Technikgeschichte und Industriekultur SGTI und der IG Kulturerbe alte Spinnerei.
Samstag, 2. November 2024, 18’30 Uhr
Kunzwerk, Unterwindisch
www.industrieweltaargau.ch/helle-nacht
IG Kulturerbe alte Spinnerei
alte Spinnerei 1
5210 Windisch
Jasmin Morgan
Präsidentin
+41 56 442 95 91
post@alte-spinnerei.ch